Neben der Sitzstufe mit integriertem Schattenbahnhof wird die Gleisführung meiner Gartenbahn durch ein zweites großes Bauwerk bestimmt, welches ich nicht geplant hatte sondern durch gewisse Umstände seinen Weg in unseren Garten fand.
Eines Tages eröffnete nämlich Freund Söhnke, daß er keine Lust mehr auf Gartenbahnen habe und sich fortan nur noch dem Modellbahnbau in Innenräumen widmen wolle. In diesem Zuge baute er auch seine bestehende Gartenbahn ab und veräußerte seine Gleise und das rollende Material. Mich interessierte jedoch gerade das, was nach dem Verkauf noch im Garten zurück geblieben war.
Da stand nämlich noch sein selbst gebauter, gut fünf Meter langer Holzviadukt nach Art einer amerikanischen Trestle. Da ich sein Bauwerk schon vorher bei Besuchen bewundert hatte, stand für mich fest, daß diese Brücke unbedingt vor Abriß und Entsorgung gerettet werden mußte – obwohl ich noch keine Vorstellung hatte, wo sie denn überhaupt in unserem kleinen Garten Platz finden könnte. Auf jeden Fall würde sie sehr gut zu unserem Haus passen, denn Söhnke hatte sie just aus den Holzdielen gebaut, die beim Bau unserer Terrasse übrig geblieben waren.
Es gelang uns, die Trestle mit möglichst wenig Beschädigung in zwei Hauptteile (und diverse abgefallene Leistchen) zu zerlegen und nach Hause zu transportieren. Söhnke hatte die Brücke so konstruiert, daß Sie einen großen Halbkreis bildete, doch für diese Form hatte ich keinen Platz. Zum Glück ließ sie sich beim probeweisen Aufstellen ein wenig aufbiegen, um eine geringere Krümmung zu gestalten. Durch Umdrehen des zweiten Teilstücks ergab die gesamte Linienführung nun eine schlanke S-Kurve.
Auf diese Weise hatte die Trestle ihren Platz gefunden: Sie soll nun eine Zweigstrecke auf eine bestehende 30 cm hohe Geländestufe mit einer Natursteinkante führen. Die Hauptstrecke soll ebenerdig vor der Brücke entlang führen. Daraus ist der Name meiner Bahnlinie entstanden: Die Vorderbrück-Steinhöher Eisenbahn.
Um die Brücke auf die passende Höhe zur Anhöhe zu bringen, habe ich am neuen Standort eine schmale Rinne ausgegraben. Auf eine Lage des schon vom Schattenbahnhof bekannten Unkraut hemmenden Vlies verlegte ich 25 x 25 cm große Steinplatten als stabiles Fundament. Die Holzstützen der Trestle stehen auf dicken Kunststoffstreifen auf den Steinplatten. Zur Befestigung der Stützen, damit sie nicht mehr verrutschen können, habe ich eine Lage Grobkies (2–6 cm) geschüttet. Als oberer Abschluß kam darauf echter Steinschotter, den auch die große Bahn verwendet.
Die Arbeiten erfolgten unter den kritischen Blicken von Herrn Eichhorn, der anschließend auch die Bauabnahme der Brücke vornahm.
Damit steht die Brücke erstmal fest im Garten. Sie muß noch an vielen Stellen repariert und ergänzt werden. Diese Arbeiten wurden jedoch zunächst zurückgestellt zugunsten der Verlegung der Hauptstrecke, deren Lage nun von der Brücke vorgegeben wurde.
Unser Garten befindet sich auf recht weichem Sandboden, daher war es unerläßlich, die Gleise auf stabilen Fundamenten zu verlegen. Söhnke hatte bei seiner Gartenbahn sich selbst solche Gleisfundamente aus Beton gegossen. Dazu hatte er sich Formen aus Holz gebaut für ein 60 cm langes gerades Gleis und für zwei gebogene Gleise, einmal passend zum LGB Radius R2 (77 cm) und einmal passend zum R3 (1,20 m). Wenn man diese Formen mit (Salat-)öl einreibt, kann man Beton hineingießen und nach dem Aushärten das fertige Fundament entnehmen.
Unser Verein besitzt inzwischen solche Formen, so daß jedes Mitglied sich seine Gleisbettungen selbst gießen kann. Mir blieb diese Arbeit zum Glück erspart, denn ich konnte neben der Holzbrücke auch alle Gleisfundamente von Söhnke nach dem Abriss seiner Gartenbahn übernehmen.
Mit Hilfe dieser Fundamente ist der Trassenbau sehr einfach. Dort, wo die Gleise entlang führen sollten, mußte ich nur spatenbreit den Rasen wegnehmen, den Boden in der passenden Höhe glatt ziehen und die Fundamente auslegen. Unter den Fugen zwischen zwei Fundamenten habe ich jeweils wieder ein Stück von dem Unkraut hemmenden Vlies verlegt. Das kann ich aus Erfahrung sehr empfehlen, denn an einer Stelle hatte ich kein Vlies verlegt, und dort schaute später trotz Schotterung sehr schnell Gras und Moos hervor, während alle anderen Fugen frei von Unkraut blieben.
Die Streckenführung des Hauptgleises ergab sich recht einfach aus den natürlichen Begrenzungen des Rasens durch Sitzstufe, Trestle, Steinmauern und angrenzende Beete. Ich habe mich bewußt für ein Oval entschieden, denn draußen will ich Züge fahren sehen. Rangieren werde ich draußen nicht, dafür baue ich eine kleine Innenanlage in einem kleineren Maßstab. Anmerkung: Der Kreisverkehr sollte sich später noch bewähren als ich meine erste Echtdampflok in Betrieb nahm.
Ich konnte in den Kurven fast überall einen großen Radius (R3 = 1,20 m) vorsehen, nur in der Südkurve mußte ich notgedrungen auf R2 = 77 cm hinuntergehen. Doch auch das hat seine Vorteile. Ich muß mich nun bewußt auf kurze Fahrzeuge beschränken, aber diese passen ohnehin wesentlich besser in die eher kleine zur Verfügung stehende Gartenfläche